Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte der Streuobstanbau in
Süddeutschland eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische
Bedeutung. Die Obstbäume bildeten eine wesentliche Lebensgrundlage für die Bevölkerung,
vom Tafelobst über Saft bis hin zu Dörrobst. Für die verschiedensten Verwendungszwecke
wurden hierfür geeignete Sorten selektiert und vermehrt und es ist so eine große
Sortenvielfalt entstanden.
Die Streuobstwiesen sind ein Reservoir an unterschiedlichen Erbanlagen, wie es in dem
auf wenige marktgängige Sorten spezialisierten Intensivobstbau nicht mehr zu finden ist. Mit
dem heutigen Verschwinden der Streuobstwiesen
gehen damit auch die alten Obstsorten verloren.
Streuobstliebe möchte für dieses Thema sensibilisieren und bietet daher nicht "nur"
Apfel-Fruchtaufstriche aus Streuobstbeständen an, sondern sortenreinen Apfel-Fruchtaufstrich
und benennt diesen dann mit dem Namen der jeweiligen Sorte. So gibt es das
Apfelgelee "Schönen aus Wiltshire" ebenso wie das Apfelgelee "Transparent aus Croncels".
Darüber hinaus ist auf jedem Glas der Standort des abgeernteten Obstbaumes über den
Längen- und Breitengrad gekennzeichnet. So weiß man, woher der Gelee kommt.
Herkunftsbezeichnung pur.
Der QR-Code auf jedem Glas bringt Informationen zu der jeweiligen Sorte und zum speziellen Baum, dessen Früchte für diesen Apfel-Fruchtaufstrich verwendet worden sind.
Der Apfel-Fruchtaufstrich wird in einer limitierten Auflage hergestellt und nur auf Märkten angeboten.
Mein Mann und ich sehen in Streuobstliebe unser persönliches "Natur- und Landschaftsschutzprojekt" und die Produktion dieses Apfel-Fruchtaufstriches ermöglicht es uns auf diesen Märkten präsent zu sein. Durch Gespräche beim Verkauf können wir die Bedeutung der Streuobstwiesen im Hinblick auf Natur- und Artenschutz, Landschaftsbild und Kulturlandschaft näher erläutern.
Leider werden wir mit unserem Brotaufstrich nicht mehr auf Märkten zugegen sein. Das Projekt wurde 2023 eingestellt.
Die Idee für Streuobstliebe kam im Spätsommer 2014, als ich Gelee aus Äpfeln von Nachbars
Obstwiese zubereitet habe. Damals war es nur ein beliebiger Apfel, inzwischen weiß ich, dass
es der "Schöne aus Wiltshire" ist.
Kurz vor Weihnachten hatte ich dann auf einer anderen Streuobstwiese nicht geerntete
Äpfel entdeckt, welche dank der bis dahin milden Witterung noch keinen Frost abbekommen
hatten. Inzwischen weiß ich, dass es sich hier
um den "Rheinischen Bohnapfel" handelt.
Geschmackliche Unterschiede zwischen den beiden Gelees waren durchaus zu entdecken.
Über die Wintermonate hinweg hatte ich dann Kontakt zu verschiedenen Eigentümern von Streuobstwiesen aufgenommen und sie gefragt, ob ich von einzelnen Bäumen etwas ernten könnte. Bewusst habe ich dabei Bäume von unterschiedlichen Streuobstwiesen und von mehreren Eigentümern in Hopferbach gewählt. Auch hier möchte ich Vielfalt erreichen und das "ganze Dorf" mit in mein Projekt einbeziehen.
Im Herbst 2015 hatte ich dann sortenreinen Apfelgelee von über 20 verschiedenen Obstsorten (Apfel und Birne) hergestellt. Alle Bäume sind in der Karte verortet und auf dieser Seite mit Bildern und Text ausführlicher beschrieben.
Pro Sorte habe ich nur wenige Gläser produziert. Sie wurden beispielsweise auf dem Kürnbacher Herbstmarkt im Museumsdorf, auf dem Adventsmarkt im Bierkrugstadel in Bad Schussenried und auf der "Oberschwäbischen Dorfweihnacht" im Museumsdorf Kürnbach angeboten. Am Ende des Jahres war ich dann "praktisch" ausverkauft.
Groß war die Freude, als Streuobstliebe am 23.06.2016 zum "Projekt UN-Dekade Biologische Vielfalt" ausgezeichnet wurde. Die Urkundenübergabe erfolgte auf dem Spezialitätenmarkt in Bad Schussenried durch Bürgermeister Achim Deinet. Am 08.07.2019 wurde Streuobstliebe erneut ausgezeichnet.
Angespornt durch diesen Erfolg ist nun mein Ziel alle alten Obstbäume in Hopferbach zumindest einmal zu "beernten" und damit auch eine vollständige Kartierung der Streuobstwiesen vorzunehmen. Die Karte mit den Bäumen wird deshalb von Jahr zu Jahr fortgeschrieben.
Im Juni 2019 hat die UN-Dekade Fachjury der Wiederauszeichnung des Projekts „Streuobstliebe: Apfel-Fruchtaufstrich und GPS-Smartphone-Applikation“ zugestimmt hat.
Obstwiesen gehören schon seit über 200 Jahren zum Landschaftsbild in Baden-Württemberg.
Streuobstbestände sind wertvolle Lebensräume und mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten
zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa.
Eine wichtige Funktion haben Streuobstwiesen auch für die Naherholung und das
Landschaftsbild.
Während der letzten Jahrzehnte fiel ein großer Teil der oberschwäbischen Obstbaumbestände der Säge zum Opfer. Ihre Wertschätzung geht zunehmend verloren. Es verschwindet das Wissen über die Pflege von Obstbäumen, die Sortennamen, wie auch die Rezepte zur Nutzung und Verarbeitung des Obstes. Damit stirbt wieder ein Stückchen Vielfalt.
Obstbaumwiesen und deren Bedeutung für unsere Kulturlandschaft müssen wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Nur dann können sie langfristig erhalten werden.
Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen. Die Dekade soll die Umsetzung des UN-Übereinkommens von 1992 unterstützen. Ziel ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu soll auch das gesellschaftliche Bewusstsein gefördert werden. Genau hier setzt die deutsche UN-Dekade an: Sie möchte mehr Menschen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, unserer natürlichen Lebensgrundlage, gewinnen. Ein Schwerpunkt ist daher die Auszeichnung von vorbildlichen Projekten. Die Mitwirkenden setzen sich für die biologische Vielfalt ein, indem sie sie schützen, nachhaltig nutzen oder ihren Wert vermitteln.
Das Projekt "Streuobstliebe: Apfel-Fruchtaufstrich und GPS-Smartphone-Applikation",
ausgezeichnet am 23.06.2016 und 08.07.2019, trägt in beispielhafter Weise zu dieser Idee
bei.
Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung der Obstbaumwiesen für die biologische
Vielfalt, für unsere Ernährung und für unsere Kulturlandschaft wieder mehr in das
Bewusstsein zu rücken: durch den direkten Brückenschlag
zwischen dem Produkt und dessen Lieferant, dem speziellen Obstbaum, dem wir (noch) einen
Platz in der Landschaft geben.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie unter
Streuobstliebe: Apfel-Fruchtaufstrich und GPS-Smartphone-Applikation
Diese Webseite ist gleichzeitig eine Smartphone-Anwendung für draußen. Besuchen sich doch mal meine Bäume in Hopferbach!
Weitere Infos mit vielen schönen Bildern finden Sie auf der Facebook-Seite von Streuobstliebe.
Ruth Lang
Unterer Öschweg 16/1
88427 Bad Schussenried
Telefon: ++ 49 (0)7583/375 80 59
Telefax: ++49 (0)7583/37 54 66
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